„Wellen haben etwas wahnsinnig Beruhigendes“
Dennis Lück, Gründer der Werbeagentur BrinkertLück Creatives und lange Mitinhaber der legendären Ideenschmiede Jung von Matt/Limmat, ist einer der erfolgreichsten Werbe-Profis im deutschsprachigen Raum. Im form.bar-Interview spricht der Heavy-Metal-Fan und dreifache Vater über coole Tage, Bauchentscheidungen, Inspirations-Luxus, Zeitverschwendung und den besten Ratschlag seines Lebens.
Du bist ein extrem erfolgreicher Werbeprofi, gewinnst regelmäßig bedeutende Preise - warum bist Du so gut?
Weil ich nicht im Ansatz glaube, dass ich wirklich gut bin. Und deshalb ständig versuche, gut zu werden. Und bei
den Versuchen entstehen dann ein paar ganz gute Sachen.
Was ist die wichtigste Eigenschaft, um Erfolg zu haben?
Für sich selbst zu wissen, was Erfolg bedeutet.
Für mich ist Erfolg nichts Materielles, für mich bedeutet Erfolg, wenn ich abends nach Hause komme und sagen
kann „Es war ein cooler Tag“. Das ist Erfolg.
„Erfolg ist wie ein Stück Käsekuchen“
Wie fühlt sich Erfolg an? Und macht er glücklich?
Erfolg ist wie ein Stück Käsekuchen von Mama. Während man isst, ist man mega happy. Kaum ist er weg,
wartet man, bis es ihn wieder gibt.
Wir von form.bar sind ja davon überzeugt, dass das Leben formbar ist – wie genau hast du es denn
geschafft, das Leben nach deinen Wünschen zu gestalten?
Hab ich das? (lacht) Nein, ich finde das Wort „formbar“ toll, weil man auch selbst formbar sein muss.
Manchmal muss man auch seine Wünsche neu formen oder sein ganzes Leben neuen Umständen anpassen. Und
Wünsche selbst sind ja nichts anderes als Ziele. Wer seine eigenen Ziele kennt, weiß auch, wo er
hinrennen und was er formen und umformen oder verformen muss. Was mein Leben angeht, das ist noch lange
nicht fertig geformt. Ich knete jeden Tag.
Gibt es Zitate oder Weisheiten, die du besonders gut findest?
Erich Kästner hat ganz viele tolle Zitate, auf die ich gerne zurückgreife. Mein liebstes in Bezug auf
die Erziehung von Kindern ist: „Vergiss die Erziehung, sie werden eh wie du.“ Dieses Zitat hat mir ganz
viel Ruhe gegeben.
Was war der beste Ratschlag, den du je bekommen hast?
Der beste Ratschlag war von einem alten Vorgesetzten. Er riet mir, mehr zu schießen, damit ich mehr
treffe. Also mehr Ideen entwickeln als alle anderen. Das habe ich mir zu Herzen genommen. Denn das Genie
schießt einmal und trifft dann direkt. Ich habe aus lauter Panik 100 Mal geschossen, aber dafür sogar
fünf Mal getroffen. Also dann mehr als das vermeintliche Genie. Das war der beste Ratschlag überhaupt:
Mehr schießen!
„Möbel von form.bar sind für mich Inspirations-Luxus“
Was bedeutet für dich Luxus und wann hast du dir zuletzt Luxus gegönnt?
Zunächst einmal gibt es zwei Sorten Luxus. Zum einen den Demonstrations-Luxus. Ich kaufe mir eine dicke
Uhr und ein schickes Auto und demonstriere den Luxus. Der Zweck des Luxus ist, den Status Quo zu
untermauern. Dieser Luxus ist mir zuwider. Dann gibt es noch den Inspirations-Luxus. Die Definition
davon ist: Ich kaufe mir Dinge, die ich vielleicht gar nicht brauche, aber die mich inspirieren. Brauche
ich eine zweite Gitarre? Nein, aber sie inspiriert mich. Brauche ich das riesige, sündhaft teure
Lego-Set? Nein, geht auch ohne. Aber es inspiriert mich und die Kids. Brauche ich ein Regal oder will
ich Formen, die mich inspirieren? Ihr seht, ihr fallt für mich klar in die Kategorie Inspirations-Luxus.
Du arbeitest hart, bist viel unterwegs, wie wichtig ist da ein schönes Zuhause?
Mein Zuhause ist meine Ladestation. Wenn ich auf der Couch sitze und mich umschaue, dann fühle ich mich
wie ein Handy auf der Induktionsplatte. So soll es sein, und deshalb muss ein Zuhause auch schön sein,
denn dann lädt es einen besser wieder auf.
Du hast ein wirklich spektakuläres form.bar-Regal entworfen. Wie bist du auf die Idee gekommen und wie
schwierig war dann die Umsetzung?
Auf die Idee bin ich durchs Spielen gekommen. Und zwar mit eurem Konfigurator. Irgendwann ergab es diese
Wellenformen. Wellen haben etwas wahnsinnig Beruhigendes, und ich fand es toll, den Raum mit Wellen zu
beruhigen. Das klingt doch toll, oder?
„Der beste Ratschlag überhaupt: Mehr schießen!“
Warum hast Du Dich überhaupt für form.bar entschieden?
Weil es Formen sind, die inspirieren können. Das ist für mich das Höchste, was ich von einem Produkt verlangen
kann. Es gibt Regale, die erfüllen ihren Zweck.
Und dann gibt es Wellen, die einen Raum beruhigen. Da liegt für mich der große Unterschied, und deshalb wollte
ich die Wellen von form.bar.
Wie triffst Du wichtige Entscheidungen?
Immer aus dem Bauch. Dann ein kurzer Haken vom Herz. Und wenn dann der Kopf nicht reinschreit, ist’s
entschieden.
Was treibt Dich an?
Die Lust am Erschaffen. Die macht süchtig. Wie Käsekuchen.
Was wärst Du auch gern geworden oder willst Du noch werden?
Rockstar, ganz klar. Und ich werde es auch noch in die Charts schaffen. Versprochen!
„Man muss auch selbst formbar sein“
Hast Du auch mal was richtig verbockt? Was war Dein größter Misserfolg?
Ich bin ein Profi im Verbocken. Das ist Teil meines Jobs. Kreatives Schaffen geht nicht ohne Scheitern. Ich baue
100 Mal Mist an einem Tag.
Manchmal ohne Folgen, manchmal mit schweren Folgen und Millionenverlusten.
So ist das, und es ist okay so. Das Wichtige an Misserfolgen ist die Reaktion darauf. „Mund abputzen,
weitermachen“, ist da meine Devise.
Welchen Rat würdest Du Deinem jüngeren Ich geben, dem 20 oder 30 Jahre alten Dennis?
Dem 20-Jährigen würde ich sagen: Studier‘ erst gar nicht, Zeitverschwendung, Du weißt doch, dass Du Texter
werden willst.
Dem 30-Jährigen würde ich sagen, üb‘ endlich Gitarre. Du weißt doch, dass Du Rocker werden willst.
Kannst Du noch ein richtig gutes Buch empfehlen?
Ja, klar. Ich muss da mein Lieblingsbuch empfehlen. Ich selbst lese es alle vier bis fünf Jahre wieder, weil es
eine immense Kraft hat.
Es geht um Patrick Süskinds „Das Parfum“. Die ersten paar Seiten des Buches haben in mir den Willen ausgelöst,
selbst schreiben zu wollen.